
Wer hätte das gedacht nun wohnen wir schon wieder über 2 Jahre in unserer neuen Wohnung und genauso lange bin ich auch schon „Berufsradfahrer“. Mit anderen Worten ich fahre jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit und wieder nach Hause. Mit dem morgendlichen Umweg über den Kindergarten sitze ich täglich ca. 45 Minuten auf dem Rad und strample 😉 und was hat das Ganze nun schon wieder mit der Finanziellen Freiheit zu tun? Eine Menge, wie ihr im Folgenden lesen werdet …
Der Zeitfaktor
Vor unserem Umzug bin ich jeden Tag mit Bus und Bahn zur Arbeit und zurück gefahren. Im Sommer bin ich ab und an auch mal mit dem Rad unterwegs gewesen. Okay der Arbeitsweg war auch entsprechend länger. Hin- und Rückweg (ohne Kindergarten) summierten sich auf eine knappe Stunde strampeln. Wobei mit Bus und Bahn war ich auch nicht immer schneller. Im Gegenteil – Dank der berühmten 10 Minuten Taktung durfte ich häufiger am Umsteigepunkt besagte 10 Minuten auf Bus oder Bahn warten. Mit Grausen denke ich auch an die Tage zurück, an denen der Bus im Feierabend-Verkehr feststeckte und ich bis zu 20 Minuten an der Bushaltestelle stand. Einfach „loslaufen“ wollte ich dann auch nicht, denn der Bus könnte ja gleich kommen und dann ist man zwischen 2 Haltestellen …
Mit dem Umzug hat sich das Thema Bus und Bahn quasi von selbest erledigt. Denn hiermit würde ich allein für den Hinweg ca. 45 Minuten unterwegs sein. Hinzu käme der ca. 25 minütige Heimweg (zu Fuß). Bei durchschnittlich 220 Arbeitstagen im Jahr summieren sich diese täglichen 25 Minuten „mehr“ auf 5.500 Minuten. Das sind ca. 92 Stunden bzw. ca. 4 Tage. Bezogen auf einen Betrachtungszeitraum von 10 Jahren sind das 40 Tage mehr Zeit für die schönen Dinge im Leben.
Mein Fahrrad ist für mich daher eine Art „Zeitmaschine“!
Der Kostenfaktor
Als BWL’er schaue ich natürlich auch auf die Kostenseiten. Aus diesem Grund habe ich in einer kleinen Vergleichsrechnung die Kosten von Bus & Bahn den Kosten des Radfahrens gegenübergestellt. Hierbei liegen folgende Prämissen zu Grunde:
- Kosten für die Monatskarte liegen bei ca. 60 Euro
- Anschaffungskosten Fahrrad liegen bei ca. 600 Euro
- Durchschnittliche Nutzungsdauer 5 Jahre -> monatliche Abschreibung somit 10 Euro
- Kosten für Wartung und Reparaturen betragen monatlich im Durchschnitt 10 Euro
Wie unschwer zu erkennen ist, ist Radfahren pro Monat 40 Euro günstiger als Bus & Bahn. Bezogen auf einen Betrachtungszeitraum von 10 Jahren sind das stolze 4.800 Euro. Würden wir diese 40 Euro monatlich in einen mit 3 Prozent (nach Steuern und Inflation) rentierenden ETF-Sparplan einzahlen, wären wir nach 10 Jahren (dank Zins- und Zinseszins von 778,32Euro) sogar um 5.578,32 Euro reicher.
Hey, mein Fahrrad ist nicht nur eine „Zeitmaschine“, sondern auch eine „Sparmaschine“!
Der Gesundheitsfaktor
Bewegung an der frischen (Großstadt)luft soll bekanntlich gut für Körper und Geist sein. Für mich als bekennender „Nicht-Jogger“ ist das tägliche Radfahren daher eine tolle Sache um mich „fit“ zu halten. Der berühmte innere „Schweinehund“ ist auch relativ ruhig, da ich (noch) jeden Tag zur Arbeit muss … Rückblickend auf die letzten 2 Jahre war ich (gefühlt) weniger häufig erkältet als in der Vergangenheit – ich schreib das jetzt einfach mal (mit) dem täglichen Radfahren zu. 😉
Nachtrag: Radfahren vs. Autofahren
Angeregt durch den Kommentar von Blogleser Björn kommen hier noch ein paar Ausführungen zum Thema Berufsautofahrer vs. Berufsradfahrer.
Meine tägliche Fahrstrecke via Kindergarten zur Arbeit und zurück nach Hause beträgt rund 10 km. Dank Berufsverkehr und der Parkplatzsuche vor der Kita (Wohngebiet) und auf der Arbeit würde ich in Summe täglich auch ca. 45 Minuten Fahrzeit benötigen. Im Vergleich mit dem Radfahren steht es in meinem Fall also unentschieden (wobei der Bequemlichkeitsfaktor im Auto natürlich viel höher ist 😉 ).
Kommen wir zur Kostenseite. Laut ADAC betragen die Vollkosten je km (Nutzungsdauer 48 Monate und 15.000 km p.a.) für unseren Familienkombi rund 40 Cent. Bei monatlich durschnittlich rund 18 Arbeitstagen (220 / 12) würden Kosten in Höhe von 72 Euro anfallen. Der Kostenvorteil beim Radfahren beträgt pro Monat somit 52 Euro. Bezogen auf einen Betrachtungszeitraum von 10 Jahren sind das stolze 6.240 Euro. Würden wir diese 52 Euro in das bekannte Sparplanmodell investieren kämen wir nach 10 Jahren auf ein Vermögen von 7.269,70 Euro. Auch Autofahrer (die nicht allzuweit von der Arbeit entfernt wohnen) können somit durch den Umstieg auf’s Rad bares Geld sparen.
Fazit
Radfahren ist für mich 3fach gut. Ich spare Zeit und Geld und tue was für meine Gesundheit / Fitness. Natürlich gehört (insbesondere am Anfang) etwas Überwindung dazu im strömenden Regen oder (wie heute Morgen) bei 3 Grad Minus aufs Rad zu steigen. Aber der Mensch gewöhnt sich an fast alles … und damit keine Langeweile aufkommt plane ich fürs nächste Jahr „Radfahren Version 2.0“ … nein kein E-Bike sondern einen Fahrradanhänger für den Wochenendeinkauf 😉
Wie sieht es bei Euch mit dem regelmäßigen Radfahren aus?
Foto: © Katharina Wieland Müller / pixelio.de
Ich finde der Artikel zeigt, dass man auch mit kleinen Sachen im leben Geld sparen kann. Aber es fehlt mir auch der Vergleich zum Auto. Denn Bus und Bahn fahren sehr viele Menschen, aber genau so viele Menschen fahren mit dem Auto zur Arbeit. Sei es lange oder kurze Strecken und dort kann man auch sehr viel sparen.
Wenn man sich alleine die Versicherungs- und Benzinkosten anguckt. Da kann man monatlich ordentlich sparen und der Faktor für die Umwelt und die Gesundheit ist auch nicht zu vergessen.
Dennoch ein sehr guter Artikel, der mich weiterhin darin bestärkt Berufsfahrradfahrer zu bleiben.
Vielen Dank dafür.
Hallo Björn,
danke für die Anregung in Sachen Auto. Bin gerade dabei die Vollkosten für unseren Familiencombi zu recherchieren. Werde den Blogbeitrag anschließend ergänzen.
Gruß
Anton
Mich stört beim Fahrradfahren zur Arbeit, dass man natürlich ein bißchen (Winter) oder viel (Sommer) schwitzt. Kaum in der Arbeit angekommen, fühlt man sich den ganzen Tag ungeduscht, obwohl man vielleicht eine Stunde vorher geduscht hat :-).
Hallo Mario,
diese „Ausrede“ zählt bei mir leider nicht – ich habe eine Dusche im Büro 😉
Gruß
Anton
Das ist natürlich toll!
Bin auch Radfahrer, nicht nur im Alltag, sondern auch „Lustradler“ (Rennrad und Mountainbike) und habe kürzlich mal zusammengezählt, dass all meine Fahrräder zusammengenommen weniger gekostet haben als der billigste Neuwagen gekostet hätte, und das bei solider Qualität (für die Experten: Viel Shimano LX/XT). Von den Unterhaltkosten möchte ich gar nicht erst anfangen; die grundlegenden Wartungsarbeiten wie Schlauchflicken, Kettenwechsel usw. mache ich allerdings selbst.
Es gibt kaum etwas, womit man so viel Geld sparen kann, wie durch den Verzicht auf ein eigenes Auto, auch wenn die Deutsche Bahn AG sich alle Mühe gibt, einem das Autofahren schmackhaft zu machen.
Ok, ich habe günstige Voraussetzungen: Ich bin Single und wohne und arbeite in derselben mittelgroßen Stadt. Zur Arbeit und zurück sind es 8 km. Das sind täglich 1 Euro und 30 Minuten gegenüber dem Bus gespart, obwohl ich die Haltestelle fast vor der Nase habe. (Den Bus nehme ich nur bei üblem Regenwetter oder Glatteis.) Der Vergleich mit dem Auto erübrigt sich – allein der Parkplatz wäre teurer als das ÖPNV-Jobticket.
So ganz verzichten wir noch nicht auf das eigene Auto – meine Schwägerin + Familie leben allerdings (wie Du augenscheinlich auch) ohne Auto. Dank Car2Go, Schwiegereltern und Co. braucht man in „unserer“ Großstadt auch nicht wirklich ein eigenes Auto (ist aber doch halt bequem 😉 ). Auf einem Amerikanischen Blog habe ich diesbezüglich mal ein tollen Spruch gelesen: „Buy your freedom – the rest you can rent“